Presseerklärung der BI Lebendige Bahnhofstraße zum Eigentümerwechsel des Neubauobektes in der Bahnhofstraße
Monopoly in der Bahnhofstraße ?
Die Heidelberger Immobilienentwickler und Investoren „Conceptaplan & Kalkmann Wohnwerte” haben vom Großinvestor STRABAG das Gebäude westlich neben dem Justizzentrum gekauft. Es sollen auf einer Fläche von 5.300 qm Wohnungen entstehen, wovon 20 %, also ca. 1.100 qm, geförderter, preisgünstiger Wohnraum sein werden. Im Erdgeschoss ( ca. 2.300 qm ) sollen Läden und ein Kindergarten angesiedelt werden.
Die Bürgerinitiative Lebendige Bahnhofstraße begrüßt es, dass die neuen Heidelberger Eigentümer sich besser an den Ergebnissen des Architektenwettbewerbs und an den städtebaulichen Vorgaben orientieren und nun vor allem Wohnungen, auch preisgünstige, bauen werden. Wir wünschen uns darüber hinaus von den neuen Eigentümern aber auch eine weitreichende Sensibilität für die sonstigen kritischen Fragen aus der Bürgerschaft, die sich aus diesem Mammutbauvorhaben am Rande der Innenstadt ergeben.
Die grundsätzlichen Probleme des gesamten Bauvorhabens, die auf dem schlechten, unter erheblichem Druck von außen entstandenen, städtischen Bebauungsplan beruhen, lösen sich natürlich durch den Eigentümerwechsel auch nicht. Die vielfältigen guten städtebaulichen Versprechungen aus dem Siegerentwurf des städtebaulichen Ideenwettbewerbs von 2004, insbesondere die weniger dichte Bebauung, werden in den aktuellen Bauvorhaben nicht mehr umzusetzen sein. Die Planung müsste dazu vollständig verändert werden. Dies ginge natürlich zu Lasten des wirtschaftlichen Gewinns, was wir wohl auch von Heidelberger Investoren nicht erwarten können. Um aber das Ziel einer angemessenen, lockeren Bebauung bei den künftigen Baufeldern (Bauhaus, Zollamt usw.) erreichen zu können, fordert die BI Lebendige Bahnhofstraße eine umfassende Revision des geltenden Bebauungsplans durch den Gemeinderat.
Aktuell wünschen wir uns, dass die neuen Eigentümer offene Ohren für folgende Vorschläge haben:
Die Tiefgarageneinfahrten des Gebäudes sollten an die Ostseite verlegt werden. Dadurch würde die neue, wichtige Fußgänger- und Radfahrverbindung nach Bergheim in der verlängerten Kleinschmidtstraße an Sicherheit und Qualität gewinnen.
Die bisher geplante Fassadengestaltung ist ästhetisch unbefriedigend. Die Gebäudekanten sind relativ lang, die Rasterstruktur der Fassade bislang sehr monoton. In der Weststadt spricht man bereits von einer “Hochregallager-Ästhetik”. Vielleicht haben die Architekten der “Kalkmann-Wohnwerte” ein paar ansprechendere ästhetische Ideen.
Wenn der Kindergarten im Erdgeschoss neben einer Ladenzeile angesiedelt werden soll, dann muss das Problem der Freiflächen kinderfreundlich gelöst werden.
Die Erdgeschosszone sollte eine möglichst hohe Durchlässigkeit für die Öffentlichkeit haben, wie es der städtebauliche Ideenwettbewerb 2004 noch vorsah.
Wenn es den neuen Eigentümern dann noch gelingt, den Parkplatzbedarf für Autos ausreichend auf dem Grundstück unterzubringen, ausreichende überdachte, ebenerdig zugängliche Fahrradparkplätze zu schaffen und schließlich ein modernes, an den Zielen der ökologischen Verkehrswende orientierten objektbezogenes Verkehrsmanagement umzusetzen, dann hätte sich möglicherweise der Investorenwechsel sogar gelohnt.
Wir entnehmen der Presse, dass die neuen Eigentümer in jedem Falle auf die Staffelgeschosse verzichten werden, d.h. sie akzeptieren die Bedingungen der Veränderungssperre . Dies findet natürlich unsere Zustimmung. Offen bleibt lediglich die Frage, für was denn nun STRABAG noch Schadensersatz einfordern kann, wenn es bereits neue Eigentümer gibt ? Und: übernehmen die neuen Eigentümer auch die Kosten der Umgestaltung des öffentlichen Straßenraums, wie es im städtebaulichen Vertrag mit STRABAG vorgesehen war ?
Wenn das alles zutrifft: Dann ist der Baudeal in der Bahnhofstraße vielleicht doch nur Monopoly-Light.
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